Dienstag, 7. Juli 2015

Die ersten "Terminator Genisys" - Kritiken der INDAChse


Terminator Genisys. Genisys. Klingt interessant.
Der Ton des Films wird hier von der Wahl des Regisseurs bestimmt, nämlich Alan Taylor, der sich vornehmlich in der Oberklasse der Fernsehserien einen Namen gemacht hat und so sein Gespür für ein Ensemble und Charaktere zeigen konnte, woraufhin er die Regie in dem Blockbuster Thor:The Dark World übernehmen durfte.
Ihn als Regisseur zu besetzen hat dabei mehrere Seiten. Besonders stark sind eben die Charaktere und ihre Beziehungen untereinander, die, im Sinne des Plots, in Bewegung sind. Die Schauspieler tragen die Story gekonnt, selbst Ikone Arnold Schwarzenegger verleiht seiner Figur neue Aspekte, ohne sich vom Rest der Figuren abzuheben.
Sebastian König
Was die eigentliche Story angeht, so lebt diese von den Twists, die die Geschichte immer wieder herumreißen. Die Autoren spielen hier gekonnt mit den Plots der ersten beiden Terminator-Filme und führen dem Zuschauer nicht nur bekannte Szenen in neuen Umständen vor, sondern nutzen diese auch, um das Publikum an der Nase herumzuführen. Denn der aktuelle Film beleuchtet einen Aspekt, den die anderen Filme eher am Rand gelassen haben: die Zeitreise. Dieses Element ist der Ursprung der Twists und des wechselnden Plots. Das klingt jetzt nicht nur komplex, sondern ist es auch, denn eine komplette Auflösung bietet der Film, sondern eine Teaser-Szene nach den Mid-Credits, die auf den nächsten Film verweist, quasi in bester Marvel-Manier.
Die andere Seite des Films ist aber, daß er visuell zwar sehr gekonnt die Shots der alten Filme für seine Zwecke nachstellt, aber ansonsten eben ein normaler, wenn auch hochwertiger, zeitgenössischer Sci-Fi-Action-Film ist. Es gibt durchaus tolle Shots, wie zB die Anfangssequenz über den "Tag der Abrechnung", aber insgesamt gab es eher solide Action-Kost. Das ist aber überhaupt nicht schlimm, sondern kommt dem Film eher zu gute, weil so selbst in den Action-Szenen, die Figuren und ihre Entwicklung im Mittelpunkt stehen. Die Action könnte deshalb kürzer sein, man versteht den Kampf, den die Charaktere führen auch mit weniger Explosion.
Am Ende ist man auf jeden Fall gespannt, wie es weiter geht. Vor allem durch so brilliante Nebendarsteller wie Matt Smith, der hier in seiner Rolle leider zu kurz kommt. Seine Auftritte werfen nämlich die große Frage hinter dem neuen Terminator auf: Was bedeutet Leben? Im Film Versuchen die Helden den Erzfeind, in Form des Computerprogramms Skynet, aufzuhalten, bevor ihm "Leben" eingehaucht wird. Doch das Programm wird aktiviert und entwickelt sich, hat sogar einen eigenen Willen. Und es möchte überleben. Und der Kampf beginnt…
Ah, Genisys, also…
Sebastian König 
lebastille.blogspot.de

Sina Lott
 Ich muss gestehen, dass ich eher kein großer Fan von Action-Filmen bin und daher waren meine Erwartungen für den Film relativ gering. Ich war auf viele übertriebene Explosionen, wenigen und eher stumpfen Dialog und über-sexualisierte weibliche Haupt- und Nebenrollen vorbereitet. Vielleicht sollte ich auch dazu sagen, dass ich bisher keinen anderen Terminator-Film gesehen habe und auch zu diesem keinen Trailer oder eine Inhaltsangabe gesehen habe. Ich wollte mich einfach mal überraschen lassen. Und das wurde ich sogar ziemlich positiv!
Allein, dass ich die Story auch ohne die vorherigen Teile gesehen zu haben vollständig verstehen konnte, finde ich ziemlich bemerkenswert. Auch die Schauspieler waren meiner Meinung nach sehr gut gewählt und nicht allzu auffällig auf äußerliche Reize ausgelegt. Mir ist so etwas sehr wichtig, da es das gesamte Setting realistischer erscheinen lässt und man sich nicht fragen muss, wieso die Hauptdarstellerin sich den Gefahren der Apokalypse in Highheels stellt.
Die Story selbst schien durchdacht und wurde durch einige überraschende Wendungen auch nicht zu vorhersehbar. Ich muss auch sagen, dafür dass sich der Film im Groben mit Zeitreisen beschäftigt, was allgemein ein ziemlich schwieriges Thema ist, treten nicht allzu viele Ungereimtheiten auf. Großes Lob dafür! Auch die Dialoge waren zu meinem Erstaunen relativ gut geschrieben, man hatte nicht das Gefühl, dass sie gezwungen, unnötig oder zu story-erklärend waren. Ein wenig mache ich dafür die Tatsache verantwortlich, dass wir die Originalfassung, also auch in Originalsprache sehen durften. Ich bin mir fast sicher, dass im Deutschen einige Dialoge nicht so passend übersetzt werden (können), daher würde ich auch jedem die Originalfassung empfehlen, sofern man die Wahl hat.
Ein Minus gibt es von mir jedoch für die vielen, teilweise wirklich langatmigen Kampfszenen. Natürlich ist es ein Action-Film und der lebt nun mal von Action, allerdings wirkten die zahlreichen Auseinandersetzungen zwischen den jeweils nahezu unzerstörbaren Parteien auf mich ein wenig ermüdend. Wenn der Eine nicht sterben kann, weil er der Terminator ist und der Film ohne ihn keinen großen Sinn mehr hätte und der Andere scheinbar gar keine Schwäche hat und sich einfach nach jedem Angriff wieder selbst heilt, geht für mich die Spannung solcher Szenen einfach ein bisschen verloren.
Alles in Allem ist der Film für Action-Fans auf jeden Fall einen Kinobesuch wert. Gute Story, gute Schauspieler, gute Dialoge und sehr gute Effekte!

Sina Lott, Leipzig


Rudi Kirschen
Terminator Genisys, der fünfte Teil der Serie kommt am 9. Juli 2015 in die deutschen Kinos.
Die Fangemeinde will endlich wieder Kampfszenen humanoider Roboter sehen, die sich auf der großen Leinwand die Metallschädel einschlagen. Aber ist das alles? Dürfen sich die Macher durch den Kultstatus alles erlauben, wenn Schwarzenegger nur wieder aufgewärmte Sprüche klopft oder reiht sich dieser Film endlich in die Kategorie "Meilenstein" ein, und entschuldigt die beiden vorherigen Teile dieses Jahrtausends?

Der Film spielt im Jahr 2029 und John Connor (Jason Clarke) führt eine Rebellion im Kampf gegen Skynet an. Um dieses zu vernichten und die Menschheit zu retten, schickt er Kyle Reese (Jai Courtney) in die Vergangenheit um seine Mutter Sarah Connor (Emilia Clarke) zu beschützen. Doch deren Existenz schützt bereits der altbekannte T-800 (Arnold Schwarzenegger), der von ihr liebevoll "Pops" genannt wird. Dann folgt ein unerwarteter Twist und John Connor taucht als Vertreter von Skynet und neuer Super-Terminator T-3000 auf. "Keine Maschine, kein Mensch - mehr!" - Wie Ultron, ohne Avengers, aus einer Mischung von flüssigem Metall und elektromagnetischen Partikeln. Eine Wendung im Film, die niemand erwartet hätte, und die auch funktioniert hätte, wäre da nicht... der Trailer, der bereits alles nötige erzählt, 90% der Jokes verbastelt und dann nicht mehr viel übrig lässt.
Eine völlig neue Timeline verwirrt den eingefleischten Terminator-Fan dafür und ist durch das ständige Zeitreisen umso konfuser. Da nützt es auch nichts, dass die Darsteller scheinbar alle totalen Überblick über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft haben und Anti-Paradoxon-Pillen schlucken. Visuell hingegen sehen wir großes Hollywood-Kino. In dieser Hinsicht ist Genisys der Stärkste seiner Reihe. Die Action wirkt nur an wenigen Stellen digital, auch wenn keine große Wertschätzung auf Physik gelegt wird und Metall und Beton wie Konfetti fallen. Doch genau das gehört auf diese Leinwand. Das stereoskopische 3D ist hier allerdings wieder einmal völlig unnötig und zudem auch nur konvertiert.
Arnold Schwarzenegger rettet den Film auf vielen Ebenen. Ironischerweise wirkt er in einigen Dialogen emotionaler und ergreifender als die Neubesetzung der restlichen Charaktere. Doch auch hier fragt sich, wieso man es ihm kaum abkauft Roboter zu sein, wenn mal keine Hautfetzen am Gesicht des Muskelmanns fehlen. Wie sich humanoide Roboter bewegen hat uns der Film Ex_Machina perfekt und ehrlich erklärt. Doch das ist Arni nicht zu verübeln, schließlich bleibt er der selbe Terminator, wie in den ersten Teilen. Sein Akzent, seine Pumpgun und altbekannte Sprüche lassen das Fan-Herz kurz hochschlagen, aber eben nur kurz.

James Cameron, Regisseur der ersten beiden Filme, sagt im Interview, dass er nicht in die Produktionsarbeiten involviert war und überrascht sei. Er betitelt Terminator Genisys als T3 - den wahren dritten Teil. Ob man diese Meinung teilt, darf jeder selbst entscheiden.
In Hinblick auf die Information, dass Genisys der erste Film einer neuen Trilogie sein wird, bleibt aber die Frage, wohin die Reise geht. Es bleibt zu hoffen, dass wir nicht in einer "Edge of Tomorrow"-Zeitschleife hängen bleiben. Alan Taylors Film ist unterhaltsam, an einigen Stellen verwirrend und trotzdem funktioniert er in sich. Nur in Hinblick auf die ersten beiden Filme könnte so mancher Fan etwas enttäuscht werden.

Bewertung: 5.5/10
Rudi Kirschen, Leipzig
 http://www.heavygrafix.de/

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